09.07.2022, 20:02 Uhr

Da sie sich ihren moralischen Maßstäben nicht beugte, sollen zwei Brüder ihre Schwester 2021 getötet und anschließend in einem Rollkoffer nach Bayern gebracht haben. Einer der Verdächtigen legt nun ein Geständnis ab, schildert aber vor Gericht andere Motive für die Tat. Schockierenderweise hat einer der beiden Brüder, die ihre Schwester getötet und ihre Leiche in einem Koffer nach Bayern transportiert haben sollen, sein Schweigen gebrochen und den Mord gestanden. Nach einem sechsmonatigen Verfahren vor dem Landgericht Berlin schilderte der 27-Jährige einen Streit mit dem 34-Jährigen, der eskalierte. Er habe seine Schwester nicht töten wollen, erklärte der Angeklagte durch einen seiner Verteidiger. Die Staatsanwaltschaft übernimmt gemeinsamen Mord. „Es tut mir wirklich leid für meine Wut, die zur Verletzung und zum Tod meiner Schwester geführt hat“, sagte der Anwalt des 27-Jährigen. “Es tut mir sehr leid, was passiert ist.” Zu Hause soll es einen heftigen Streit um Geld für ihre Familie gegeben haben. Seine Schwester wollte nicht, dass ihre Eltern aus Afghanistan nach Deutschland kommen. In der Berliner Wohnung seines mitangeklagten Bruders packte er seine Schwester und nahm ihren Kopf unter die Arme. Als Kinder hätten sie oft so gekämpft. “Aber es wurde schwer und fiel zu Boden.” In Panik überlegte er, die Leiche nach Bayern zu bringen. Sein Bruder war nicht in der Wohnung, als es passierte. Er half nur beim Tragen des Koffers – „weil der Koffer zu schwer war“. Laut Staatsanwaltschaft sollen die 27- und 23-jährigen Brüder ihre Schwester getötet haben, weil die zweifache Mutter nicht den moralischen Maßstäben der afghanischen Familie entsprach und zudem eine Liebesbeziehung hatte. Der Vorwurf lautet: Verschwörung zur Begehung eines kriminellen Mordes. Die Brüder sollen ihre Schwester am 13. Juli 2021 an einem noch unbekannten Ort getötet haben – die 34-Jährige starb an Erstickungs- und Erstickungstod und ihr wurde laut Anklage die Kehle durchgeschnitten.

“Er wollte einen Arzt rufen”

Der Angeklagte soll die Leiche per Draisine per Taxi zum Bahnhof Berlin-Südkreuz und dann per ICE nach Bayern transportiert haben. Etwa drei Wochen später wurde die Leiche – Hände und Füße mit Klebeband gefesselt, Mund und Nase mit Klebeband umwickelt – in einem Erdloch in der Nähe des Wohnortes des älteren Angeklagten in Bayern entdeckt. In der Erklärung des 27-Jährigen heißt es weiter, er habe sich am 13. Juli 2021 mit seiner Schwester getroffen, um eine Wohnung für sie und ihre beiden Kinder zu arrangieren. 400 Euro hatte er in der Vergangenheit an die Familie in Afghanistan überwiesen. Sein Ziel waren 5000 Euro. “Ich wollte wirklich, dass die ganze Familie hierher kommt.” Seine Schwester wollte das nicht – “sie sagte, sie kümmerte sich nicht um unsere Eltern, sie kümmerten sich nicht um uns und schickten uns zur Schule”. Er empfand dies als „respektlos, unfair“ und wurde wütend. Der 27-Jährige erklärte zu der Schnittwunde: „Ich habe den Koffer genommen und gesehen, dass er nicht zum Kopf passt. Dann habe ich mir einmal die Kehle durchgeschnitten.“ Kurz darauf betrat sein Bruder die Wohnung. “Er wollte einen Arzt rufen, ich habe es verboten.” Er bat den 23-Jährigen, ihm ein Klebeband zu geben und ihm beim Tragen des Koffers zu helfen. Der Fall hatte eine Debatte über den Begriff “Ehrenmord” und die gescheiterte Integration von Flüchtlingen ausgelöst. Die Frau und die Brüder kamen vor einigen Jahren aus Afghanistan nach Deutschland. Sie ließ sich 2018 von ihrem afghanischen Ehemann scheiden. Das Opfer hatte zwei Kinder im Alter von 10 und 14 Jahren. Die Anhörung wird am 12. September fortgesetzt.