Die Post und ihre Filialen werden nun um zwei Grad weniger geheizt. Patrik Berger, Christian Kolbe und Martin Schmidt Es kann ein harter Winter werden. Kälter und dunkler als sonst. Die Appelle an die Haushalte zum Sparen sind deutlich. Weniger heizen, Licht ausschalten, nur mit Deckel auf der Pfanne kochen – und statt Vollbad nur kurz duschen. Das ist die klare Botschaft. Doch nicht nur Privatpersonen sind aufgrund der drohenden Stromknappheit gezwungen, sorgsam mit Energie umzugehen. Auch Unternehmen denken seit Wochen darüber nach, wie sie möglichst viel Strom und Erdgas einsparen können. Blick hat die grössten Unternehmen des Landes gefragt, wie sie den Herausforderungen des kommenden Winters begegnen.

„Jede Kilowattstunde zählt“

«Jede zusätzliche Kilowattstunde, die wir einsparen, zählt – und jeder ist eingeladen, mitzuhelfen», appellierte UBS-Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse (56) in einem internen Brief, der dem Blick vorliegt, an ihre Mitarbeitenden. „Wir haben eine Arbeitsgruppe gegründet, um zu analysieren, wo und wie wir den Energieverbrauch kontinuierlich senken können. Erste Sofortmaßnahmen: Büros werden um ein Grad weniger geheizt. Die Lichter in den Gebäuden gehen immer um 18 Uhr aus. Die Konkurrentin Credit Suisse «steht in der Energiefrage mit den Behörden und anderen Anspruchsgruppen in Kontakt und hat bereits frühzeitig Massnahmen ergriffen», heisst es auf Anfrage. Und: “Wir prüfen derzeit andere Optionen.”

Konzentrieren Sie sich auf wichtige Medikamente

Falls die Schweizer Behörden von Unternehmen verlangen, ihren Stromverbrauch im Winter zu reduzieren, ist Novartis bereit. „Unter anderem sehen wir hybride Arbeitsmodelle vor und reduzieren die Erwärmung von Gebäuden wo möglich“, sagt ein Sprecher. Außerdem würde man sich auf die Herstellung und Lieferung wichtiger Arzneimittel konzentrieren. Mehr über den Mangel an Macht Es klingt ähnlich wie bei Roche. „Wir haben umfangreiche Pläne, um auf mögliche Engpässe vorbereitet zu sein. Ziel ist es, die Forschung und Produktion von lebenswichtigen Medikamenten und Diagnostika stets aufrechtzuerhalten», sagt eine Blick-Sprecherin. Man sei in einem intensiven Meinungsaustausch mit den Behörden.

50 Prozent weniger Strom dank LEDs

Der Schweizer “nimmt die Stromversorgungsdebatte sehr ernst”, sagt er. Zur Identifizierung von Einsparpotenzialen werden verschiedene Maßnahmen entwickelt. Außerdem wollen sie mit einer eigenen Kampagne das Bewusstsein der Mitarbeiter schärfen. Fest steht: «Gemeinsam mit dem Flughafen Zürich stellen wir alle Leuchten in unserem Hangar auf LED um», sagt eine Sprecherin. „Dadurch ergibt sich eine Stromeinsparung von über 50 Prozent.“ Auch die SBB steht wegen der drohenden Stromknappheit unter Strom. Kein Wunder, dass Gebäude und Anlagen der SBB jährlich 500 Gigawattstunden Strom verbrauchen. „Deshalb wollen wir mit gutem Beispiel vorangehen“, sagt ein Sprecher. Die SBB bereitet sich darauf vor, in ihren Gebäuden schnellstmöglich Licht, Klimaanlage und Heizung herunterzudrehen und das Warmwasser abzustellen. Zudem sollen die SBB-Logos nicht mehr beleuchtet und die grosse Uhr vor dem Hauptsitz in Bern Wankdorf stromlos gemacht werden. Strom, Krankenkasse und Benzin: So teuer wird unser Leben (02:36)

Lüften statt Klima

Bei der Versicherungsgesellschaft Zurich Schweiz werden bereits Energiesparmassnahmen durchgeführt. „Wir gehen zum Beispiel weg von der künstlichen Kühlung von Büros und setzen auf Frischluft“, sagt ein Sprecher. Sie beziehen Strom ausschliesslich aus erneuerbaren Energiequellen und haben am Hauptsitz von Oerlikon Zürich eine Photovoltaikanlage in Betrieb genommen. Die Post hat eine Arbeitsgruppe eingerichtet. «Wir arbeiten intensiv an möglichen Szenarien und bereiten verschiedene Massnahmen vor, damit die Post im Falle einer Strom- oder Gasknappheit ihre Dienstleistungen möglichst lange aufrechterhalten kann», heisst es. Die Temperatur in den Postgebäuden wird ab sofort um zwei Grad gesenkt. «Damit sparen wir schweizweit jährlich 8,8 Millionen Kilowattstunden ein», sagt eine Sprecherin. Außerdem schaltet sich die Außenbeleuchtung früher aus. Beleuchtete Schilder bleiben dunkel. «Wir haben uns entschieden, in den kritischen Monaten einen gemeinsamen Beitrag zu leisten, damit die Schweiz auch in den Wintermonaten mehr Energie zur Verfügung hat», sagt er. In einer internen Aktion wurden die Mitarbeiter aufgefordert, Geräte nicht im Standby-Modus zu lassen und ständig das Licht auszuschalten.

Keine Weihnachtsbeleuchtung

Und Einzelhändler? Die Einhaltung des Versorgungsauftrags hat für Coop höchste Priorität. “Grundsätzlich haben wir es mit einem Stromausfall-Szenario zu tun und entwickeln entsprechende Notfallpläne”, sagt eine Blick-Sprecherin. Seit September werden freiwillige Energiesparmaßnahmen umgesetzt. Konkret bedeutet das: „Sämtliche Leuchtreklamen und Innenbeleuchtungen von Verkaufsstellen werden unmittelbar nach Ladenschluss abgeschaltet.“ Zusätzlich werden die Außenparkplatzbeleuchtungen nach dem Schließen ausgeschaltet. Zudem werden die Temperaturen in Büros, Shops, Logistik und Lager um zwei Grad gesenkt. Die Weihnachtsbeleuchtung ist weg. Die Migros verzichtet auf beleuchtete Weihnachtsbäume. Und bereitet sich auf einen möglichen Stromausfall vor. Damals wurden beispielsweise nur fünf Brotsorten gebacken, wie Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (52) im Gespräch mit Blick verriet. Die Öffnungszeiten der Filialen würden reduziert und einzelne Geschäfte sogar geschlossen. Tipps vom Energieexperten: So sparen Sie im Alltag richtig Strom (16:52)

Einsatz von Notstromaggregaten

Swisscom prüft derzeit verschiedene Möglichkeiten, den Energieverbrauch zu senken. „Bei gleichbleibender Qualität wichtiger Sprach- und Datendienste“, wie ein Vertreter betont. Ein Thema: Die vorübergehende Nutzung vorhandener Notstromaggregate im Krisenfall zur Entlastung des Stromnetzes. Swisscom ist unter anderem mit dem Netzbetreiber Swissgrid in Gesprächen. Der multinationale Lebensmittelkonzern Nestlé „führt konsequente Risikoanalysen durch“, heißt es. Es wurden bereits Maßnahmen ergriffen, um die Energieversorgung aufrechtzuerhalten. „Angesichts der aktuellen Situation evaluieren wir derzeit weitere Energiesparmaßnahmen für alle unsere Standorte.“

Bildschirme früher dunkel

Ab dem 1. Oktober schaltet die Werbeagentur APG ihre Werbebildschirme abends eine Stunde früher ab. 5 bis 7 Prozent Strom will er einsparen. Derzeit laufen Einzelgespräche mit Partnern. Was macht Axpo, die beim Strom eigentlich an der Quelle ist? „Wir sind bestrebt, unsere Gebäude effizient zu betreiben und Anlagen in einem energieeffizienten Zustand zu halten“, sagt ein Sprecher. Außerdem setzt jemand auf das Homeoffice, um Pfuus zu retten. Mehr über den Mangel an Macht