Die EZB erhöht den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 %. Die Europäische Zentralbank hat auf ihrer Sitzung am Donnerstag beschlossen, den Leitzins im Währungsraum erneut anzuheben. Wie von den meisten Beobachtern erwartet, hebt sie den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 % an. Die Europäische Zentralbank (EZB) stemmt sich mit einer historischen Zinserhöhung gegen die Rekordinflation in der Eurozone. Erstmals in der Geschichte der Zentralbank beschloss der EZB-Rat eine Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte. Damit steige der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB leihen können, auf 1,25 Prozent, teilte die Notenbank am Donnerstag in Frankfurt mit. Gleichzeitig hielt die EZB weitere Zinserhöhungen in den kommenden Monaten in Aussicht. Der EZB-Rat hatte bereits für seine September-Sitzung eine weitere Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte signalisiert. Da die Inflationsrate jedoch zuletzt weiter gestiegen ist, hat der Druck auf die Euro-Aufseher zugenommen, sich für einen größeren Schritt zu entscheiden. Höhere Zinsen können steigende Inflationsraten ausgleichen.

Die Zinswende hat begonnen

Nach langem Zögern hat der EZB-Rat auf seiner Sitzung am 21. Juli erstmals seit elf Jahren die Zinsen im Euroraum angehoben. Zur Freude von Millionen Sparern beendete die Zentralbank die Phase der Negativzinspolitik: Geschäftsbanken müssen seitdem keine 0,5 % Zinsen mehr zahlen, wenn sie Geld bei der Zentralbank parken. Viele Banken nahmen dies zum Anlass, ihren Kunden sogenannte Depotgebühren zu entziehen. Der sogenannte Einlagensatz steigt nach dem Beschluss der EZB vom Donnerstag auf 0,75 Prozent. Die EZB hatte eine hohe Inflation lange Zeit als vorübergehend interpretiert und viel später als viele andere Zentralbanken mit der Zinswende begonnen. Die Federal Reserve beispielsweise hat ihren Leitzins bereits mehrfach angehoben, zweimal um 0,75 Prozentpunkte. Preisanstieg im Euroraum ohne Ende: Im August kletterte die Inflation im 19-Staaten-Währungsraum auf ein Rekordhoch von 9,1 %, getrieben von steigenden Energie- und Nahrungsmittelpreisen. Volkswirte erwarten für die kommenden Monate weiteres Wachstum. Mittelfristig strebt die EZB für den gemeinsamen Währungsraum ein stabiles Preisniveau mit einer jährlichen Inflation von zwei Prozent an.

Inflation wird zur Belastung

Die hohe Inflation werde für immer mehr Menschen zu einer enormen Belastung, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel kürzlich. Nagel, der im EZB-Rat in der Geldpolitik mitreden kann, sprach sich für eine “große Zinserhöhung” im September aus und erklärte: “In den kommenden Monaten werden weitere Zinserhöhungen erwartet.” Die Geldpolitik muss entschieden gegen die hohe Inflation vorgehen. Gleichzeitig befürchten die Währungshüter, dass die Wirtschaft, die ohnehin schon mit Versorgungsengpässen und den Folgen des Ukraine-Krieges etwa im Energiemarkt zu kämpfen hat, mit der seit Jahren extrem lockeren Geldpolitik gebremst wird , sehr schnell. Daher behält sich die EZB das Recht vor, überschuldeten Euro-Ländern durch den Kauf von Anleihen zu helfen. (SDA) +++ Das Update folgt +++