Auf der Synodenversammlung in Frankfurt will die katholische Kirche wirklich für Reformen werben. Doch ausgerechnet ein Text zur kirchlichen Sexualethik scheiterte an der Abstimmung der Bischöfe. Die Agenten waren entsetzt.
Auf der vierten Synode des Reformprozesses der katholischen Kirche in Deutschland ist am Donnerstagabend ein Grundsatztext zur kirchlichen Sexualethik nicht durchgekommen. Der Text, der auf eine Liberalisierung der kirchlichen Sexualmoral abzielt, fand in der Volksabstimmung 82 Prozent Zustimmung. Allerdings verfehlte sie die notwendige Zweidrittelmehrheit der Bischöfe: Nur 33 Bischöfe stimmten für den Text, bei 21 Gegenstimmen und zwei Enthaltungen. Die Entscheidung führte zu einer Vertrauenskrise, einige Delegierte wollten gehen.
Viele der Delegierten reagierten nach der Abstimmung mit Enttäuschung und Überraschung. „Eine große Enttäuschung“ sei im Raum zu spüren, sagte der Bischof von Limburg und Präsident der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Baching. Diese Mehrheiten der Bischöfe waren in der Debatte nicht erkennbar.
Scharfe Kritik an den Bischöfen
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, rang um Fassung. Wenn ein solches Wahlverhalten im Text zur Rolle der Frau wiederholt werde, “stehen wir vor dem Untergang”, sagte er. “Ich erwarte von den Bischöfen in ihrer Macht, dass sie ihre Ansichten offen zeigen.” Das Verhalten der Bischöfe, die sich in der Debatte nicht geäußert und den Text dann abgelehnt haben, ist eine Verweigerung von Dialog und Synodalität.
Bei einer Debatte über die Krise fielen scharfe Worte – ein Sprecher warf den Bischöfen Feigheit vor. “Es kann nicht sein, dass die Gläubigen bei den Bischöfen bleiben müssen, aber die Bischöfe werden nicht bei uns bleiben!” rief die Nonne Katharina Kluitmann. Benediktinerin Philippa Rath sagte, sie befürchte, ein solches Verhalten würde die Differenzen zwischen Gläubigen und Bischöfen vertiefen. Vera Scheuermeyer, Vertreterin der jungen Katholiken, staunte: “Was kann ich mir noch wünschen?” fragte. Sie riskieren Freundschaften mit Ihrer Entscheidung, in der Kirche zu bleiben, egal was passiert.